Mai 2022

Einschätzungen zum Wohnungsmarkt Berlin 2022

Die prominentesten politischen Aufregerthemen der letzten Jahre waren: „Mietendeckel“, „drohende Enteignung von Wohnungskonzernen“ und „Begrenzung der Miete für eine bedarfsgerechte Wohnung auf 30 % des Haushalts-Nettoeinkommen“. Der Immobilienmarkt Berlin bleibt aufgeregt politisch. Gleichwohl haben wir mit unserer integrativen Lobby-Arbeit auf Landkreis-, Stadt- und Bezirksebene die letzten Jahre gute Entwicklererfahrungen gemacht. Jenseits der Aufgeregtheit: Integration statt Konfrontation ist unser Lobby-Ansatz. Zuhören statt Fordern ist unsere Strategie. Fragen statt Klagen ist unsere Dialogqualität.

Auch bei großen Projekten mit Demut. Das Vorhaben und die Baupolitik wichtig nehmen, aber sich nicht selbst zu wichtig nehmen. Dies ist die Daseins-Formel für unsere Lobbyqualität im Berliner Großraum. Mit offenherziger Beharrlichkeit erreicht man mittelfristig mehr, als mit projektorientiertem Egoismus.

Den Mietendeckel hat das Verfassungsgericht 2021 für verfassungswidrig erklärt. Mit diesem Deckel ist für viele Entwickler sowie Käufer und Eigentümer eine große Unsicherheit in Berlin weggefallen. Die Mieten für Neubau-Wohnungen stiegen damit im Jahr 2021 rechtssicher um 7,6 %. Bei neu vermieteten Bestandsimmobilien betrug der Anstieg 1,2 %. Damit behält Berlin seine Strahlkraft für Großanleger. Auch im Ausland.

In zentralen Lagen, dort wo neuer Wohnraum ohnehin kaum verfügbar ist, bleibt die Angebotssituation weiter angespannt. Freie Wohnungen oder Häuser gibt es nicht mehr. Und wenn doch als Ausnahme - wie z.B. „Am Tacheles“ in der Friedrichstraße zu Preisen um 15.000 Euro/qm. Besonders gefragt ist deshalb das Umland. Zum Beispiel das für Seen und Flüsse bekannte Köpenick. Dort gab es das letzte Jahr Preissteigerungen bei Bestandsobjekten um 12 %. Für Neubau-Wohnungen um 10 %. Mitunter residiert man hier im Gemeinschaftsgarten am Ufer der Alten Spree. 30 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt. Mit idealer Anbindung in Zeiten vom Home Office.

Die Corona-Pandemie hat die Anforderungen an „Schöner Wohnen“ angehoben. Viele wollen im neuen Zuhause mehr Freiraum haben und effizient mit Glasfaser-Anschluss arbeiten können. Dafür nehmen inzwischen viele längere Pendelzeiten in Kauf. Die Nachfrage zum Wohnort im Berliner Umland hat in den letzten zwei Jahren der Pandemie stark zugenommen. Dort kann man für weniger Kosten mieten oder kaufen.

Das Umland wird zukünftig zur Wettbewerbsregion für den innerstädtischen Markt. Gleichwohl stiegen wegen der enormen Nachfrage die Preise zweistellig. Im Speckgürtel erfolgten die höchsten Preissprünge in den letzten Jahren. Schönefeld und die BER-Region Berlin-Brandenburg ist einer unserer Kernmärkte als Entwickler. Hier stiegen die Preise nach Flughafeneröffnung zwischen 30 % und 40 %. Die mittleren Preise im Neubau liegen inzwischen bei 4.200 Euro/qm. Neubauwohnungen verteuerten sich im Schnitt um 12 % auf 4.300 Euro/qm.

Nachdem die Zahl der Hauptstädter Anfang 2021 leicht zurückging, gab es zum Ende des Jahres einen Zuzug von 5.500 Menschen. Im Jahr 2021 wurde im Berliner Immobilienmarkt mehr investiert als jemals zuvor. Laut Gutachterausschuss für Grundstückswerte insgesamt 23,8 Milliarden Euro. Die größte Stadt in Deutschland zählt damit zu den Gewinnern in der Corona-Pandemie. Fast alle namhaften Analysten im Wohnungsmarkt Berlin gehen von einer Preiskonsolidierung auf hohem Niveau in den nächsten drei Jahren aus.

Preisorientierung:    konventionelle Einfamilienhäuser und Wohnungen
Rating:                   von „riskant“ bis „sehr attraktiv“
Quelle:                   IBB Institut Januar 2022

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